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Mein Rotes Kreuz, das Magazin für Hilfe und Menschlichkeit, erzählt, wo und wie wir da sind, um zu helfen. Es erscheint vier Mal im Jahr mit einer Gesamtauflage von 620.000 bis 710.000 Stück und wird per Post an Mitglieder, Spender_innen und Mitarbeiter_innen versandt.
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Mein Rotes Kreuz 01/2023- Ausgabe Wien

Schwerpunkt: Hilfe für die Ukraine. Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben.

10 ENGAGEMENT FRAGEN AN

10 ENGAGEMENT FRAGEN AN Foto: inge Prader Chris Lohner Die Autorin, Moderatorin, Schauspielerin und Synchronsprecherin setzt sich für Bildung für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Sie haben bei der Benefiz-Auktion für die Rotkreuz-Lernhäuser mitgemacht – wieso ist Ihnen Bildungsförderung ein Anliegen? Ich bin auch Botschafterin von „Jugend Eine Welt“. Weil ich die Situation von Straßenkindern in den Armutsgebieten der Erde kenne, ist mir besonders bewusst, wie wichtig Bildung für ein selbstbestimmtes Leben ist. Deshalb sollte für jeden der Zugang dazu uneingeschränkt möglich sein. Die Rotkreuz-Lernhilfe ist dafür ein wichtiger Baustein. Welche Kompetenzen sollten unbedingt bereits in jungen Jahren vermittelt werden? Über allem steht die Neugier. Alles zu hinterfragen, nichts einfach unreflektiert hinzunehmen. Aber auch Empathie und Respekt sollen nicht vergessen werden. Welchen Ratschlag wollen Sie vor allem jungen Menschen mit auf den Weg geben? Sich für nichts und niemanden zu verbiegen, sich nicht vom geplanten Weg abbringen zu lassen und sich einfach treu zu bleiben. Auf seinen Bauch – sprich Instinkt – zu hören, der uns sagt, was richtig ist. Mehr Infos zu Rotkreuz-Lernhilfe und Bildungsprogrammen auf: www.roteskreuz.at/magazin Fotos: ÖRK/Astrid Eisenprobst Emir Öztürk (20), Zivildienstleistender beim Roten Kreuz Scheibbs Lernen fürs Leben Emir Öztürk erzählt von seiner Zeit als Zivildienstleistender im Rettungsdienst. Der 20-jährige Emir war von April bis Dezember 2022 Zivildienstleistender beim Roten Kreuz in Scheibbs. Warum Zivildienst und warum beim Roten Kreuz? „Ich habe mich für den Zivildienst entschieden, weil den mein Papa und mein Bruder vor mir gemacht haben. Ich habe dabei sofort an das Rote Kreuz gedacht. Der Zivildienst bringt viel fürs weitere Leben. Ich habe kranke Menschen kennengelernt, ich habe gelernt, fürsorglich zu sein und was im Notfall zu tun ist“, fasst er die neun Monate zusammen. Emirs ältester Patient war 107 Jahre alt, sein jüngster drei. Für viele Menschen ist ein Besuch im Krankenhaus einschüchternd, als Zivildienstleistender muss man damit umgehen können. Für Emir kein Problem. Er und sein hauptberuflicher Kollege Mathias Daurer scherzen mit einer Patientin. Diese ist entspannt und fühlt sich sichtlich wohl. „Anfangs war ich nervös“ Mathias und Emir, die gerade vom Krankenhaus zurück zur Dienststelle unterwegs sind, bekommen die Angaben für ihren nächsten Einsatz zugeschickt und fahren los. Eine ältere Dame in einem Ort, sieben Kilometer von Scheibbs entfernt, ist gestürzt. „Anfangs war ich bei jeder Alarmierung nervös. Mit der Zeit denkt man sich: Wir fahren da jetzt hin und sehen uns die Situation an“, bleibt Emir heute ganz ruhig. Und tatsächlich, der Einsatz bringt keine Schwierigkeiten mit sich. Bei der Patientin angekommen, misst Emir ihren Blutdruck, während Mathias den Unfallhergang abklärt. Zur Sicherheit wird die Patientin ins Krankenhaus gebracht. Und vor der Abfahrt klären die Sanitäter die gleichen Fragen ab wie bei jedem Einsatz: E-Card? Jacke? Was braucht die Dame noch? Mit Menschen umgehen können „Emir ist äußerst engagiert“, sagt Mathias. „Er versteht sich nicht nur gut mit seinen Kollegen, er ist auch sehr einfühlsam mit den Patientinnen und Patienten.“ Nicht jeder Zivildienstleistende ist so begeistert bei der Sache wie Emir – manche müssen motiviert werden, andere wollen die neun Monate, die der Zi- mein Rotes Kreuz | März 2023

11 Emir Öztürk (l.) und Mathias Daurer vor ihrem ersten Einsatz des Tages vildienst dauert, einfach nur so schnell wie möglich hinter sich bringen. Emir aber möchte Menschen helfen. Mittlerweile ist der Rettungswagen im Krankenhaus angekommen. Während Mathias die Patientin anmeldet, bringt Emir sie zum Röntgen. Es ist wichtig, dass die Patientin nicht allein gelassen wird, bis sie vom Krankenhauspersonal übernommen wird. Für Emir eine Selbstverständlichkeit. „Durch den Zivildienst habe ich auch gelernt, dass das Leben nicht nur Sonnenseiten hat, sondern dass es auch Krankheit und Leid gibt“, erzählt er. „Umso wichtiger ist es mir, mit Einfühlsamkeit bei der Sache zu sein.“ Die Zivildienstzeit wird ihm ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Helfen als Zukunft Sieht Emir eine Zukunft beim Roten Kreuz? „Absolut! Mein Bruder ist seit Jahren freiwilliger Mitarbeiter beim Roten Kreuz und auch ich habe vor, als Freiwilliger weiterzuarbeiten.“ Emir wird also auch in Zukunft helfen, wo er kann – egal, ob er Uniform trägt oder nicht. B Wie wird man Zivildienstleistender beim Roten Kreuz? Alles beginnt mit der Stellung beim Militär. Wenn man diese hinter sich hat, kann man bei der Zivildienstserviceagentur eine Zivildiensterklärung beantragen. Nach ein bis zwei Wochen erhält man den Zivildienstbescheid. Mit dem Bescheid kann man sich – zum Beispiel beim Roten Kreuz – zum Zivildienst anmelden, und zwar direkt in dem Bundesland, in dem man den Zivildienst machen möchte. Ob man den gewünschten Platz bekommt, hängt von der Verfügbarkeit der offenen Stellen ab. Vier Monate vor Beginn des Zivildienstes erhält man den Zuweisungsbescheid von der Zivildienstserviceagentur mit dem genauen Antrittsdatum. Erste-Hilfe-Kenntnisse retten Leben: Diese Erfahrung machten im Burgenland Schulkollegen 50 Jahre nach ihrem Schulabschluss. Die ehemaligen Klassenkameraden hatten sich in ihrer früheren Hauptschule im burgenländischen Siegendorf getroffen. Im Anschluss wollte der Pfarrer der Gemeinde eine Andachtsmesse halten, um der verstorbenen Mitschüler und Lehrkräfte zu gedenken. Noch bevor der Gottesdienst beginnen konnte, geschah es: Ein 66-jähriger ehemaliger Schüler brach plötzlich in der Kirchenbank zusammen. Seine früheren Mitschüler eilten sofort zu Hilfe. Während die einen den Notruf 144 wählten, begannen die Du anderen möchtest mit deinen der Herzdruckmassage Du – hast unter noch der keine telefonischen Idee wo? Anlei- Zivildienst machen? tung Du willst der Landessicherheitszentrale. dich sinnvoll engagieren „Es und wurde Menschen alles richtig helfen? gemacht“, lobt EIN BERUF MEINE RETTUNG UNG SAFE die beste Entscheidung Ein ehemaliger Schulkollege wurde bei einem Klassentreffen wiederbelebt. Florian Müller, First Responder beim Roten Kreuz Eisenstadt, die ehemaligen Schulkameraden. „Da ich direkt daneben wohne, konnte ich schnell zur Stelle sein und mit dem Defibrillator die Herz-Kreislauf-Funktion wiederherstellen“, berichtet er. Der Patient wurde nach der erfolgreichen Reanimation mit dem Notarzt ins Krankenhaus Eisenstadt gebracht. Nach einem dreiwöchigen Spitalsaufenthalt wurde er in die häusliche Pflege entlassen. Seine Frau und seine sechs Kinder waren überglücklich, ihn wieder daheim zu haben. „Das sind die schönen Momente, die so viel zurückgeben. Deshalb bin ich gerne beim Roten Kreuz. Es macht Freude und ist sinnvoll“, so der ehrenamtliche Rettungssanitäter Florian Hier bist du genau richtig! Müller. Julia Zeitler wrk.at/zivi First Responder Florian Müller war schnell zur Stelle. mein Rotes Kreuz | März 2023

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