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Mein Rotes Kreuz, das Magazin für Hilfe und Menschlichkeit, erzählt, wo und wie wir da sind, um zu helfen. Es erscheint vier Mal im Jahr mit einer Gesamtauflage von 620.000 bis 710.000 Stück und wird per Post an Mitglieder, Spender_innen und Mitarbeiter_innen versandt.
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Mein Rotes Kreuz 01/2023- Ausgabe Wien

Schwerpunkt: Hilfe für die Ukraine. Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben.

8 SCHWERPUNKT Wenn Angst

8 SCHWERPUNKT Wenn Angst zum Alltag gehört Alltag und Ausnahmezustand liegen in der Ukraine seit über einem Jahr nahe beisammen. In einem Moment macht man Einkäufe, geht zur Post, sitzt im Büro, im nächsten gibt es Luftalarm. Das bedeutet, alles liegen und stehen zu lassen und zum nächstgelegenen Schutzraum zu laufen. Das kann ein Keller sein oder, wie in der Hauptstadt Kiew, eine U-Bahn-Station. Die Tunnel liegen bis zu 105 Meter unter der Erde und bieten guten Schutz. Gemeinsam verbringen die Menschen hier manchmal mehrere Stunden und machen sich gegenseitig Mut, auch wenn sie einander zuvor noch nie gesehen haben. Ohne Strom Im Oktober 2022 begannen die gezielten Großangriffe auf Kraftwerke, WA us dem breiten Sortiment des Speisenzustellers ie geht das Leben kann für auch jene weiter, die Bestell-App ihre Heimat des verlassen Wiener mit der ersten mussten Roten Kreuzes, und in Vengolino, einem fremden direkt Land per einen Smartphone Neuanfang oder Tablet machen? bestellt Eine werden. In dem des Angebot Österreichischen von über Roten 250 Ortsstelle Kreuzes Speisen, zeigt, Getränken wie die und gelungene Haushaltsartikeln sowie geflüchteter Medizinprodukten Kinder und ist Integration Jugendlicher für jeden das aussehen Passende dabei. kann: In der Gemeinde Vengolino Breitenfurt kann seit Anfang im Bezirk März Mödling kostenlos (NÖ) aus sind dem im App Vorjahr Store einige oder geflüchtete bei Google Familien Play heruntergeladen aus der Ukraine angekommen. werden. Dank Die der Rotkreuz-Jugendgruppchen Oberfläche hat die können Kinder willkommen rund um die benutzerfreundli- geheißen Uhr mit nur und wenigen in ihrer Gemeinschaft Klicks die gewünschten Produkte ausgewählt aufgenommen. werden. Bei der App-Gestaltung Sprachbarrieren wurde zusätzlich auf abbauen zielgruppen- 35 und aus generationengerechte der Ukraine geflüchtete Benutzerfreundlichkeit Jugendliche geachtet. nahmen an den Ju- Kinder gengruppentreffen Damit auf die persönlichen teil. Dabei wurdedürfnisse neue Freundschaften Wünsche der geschlos- Kunden Besen. eingegangen Den Kindern werden war kann, es lässt wichtig, sich mein Rotes Kreuz | März 2023 Olga und ihre Kinder Artjom und Sonia flohen aus Charkiw, wo sie 10 Tage lang in einem Keller ausharren mussten. Verteilerstationen und Umspannwerke. Seitdem gibt es regelmäßig großflächige Stromausfälle im ganzen Land – teilweise auch geplant, um das Stromnetz vor Überlastungen zu schützen. Die Wohnungen bleiben dann für Stunden dunkel und kalt. Mit Generatoren können manche Krankenhäuser, Schulen und Pflegeheime autark weiterarbeiten. In Zusammenarbeit mit „Nachbar in Not“ und der Austrian Development Agency, der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammen- arbeit, hat das Österreichische Rote Kreuz bereits Dutzende Generatoren in die Ukraine geliefert. Verändert hat sich auch das Stadtbild. Statuen, Kirchen und Denkmäler sind zum Schutz eingerüstet. An der Fassade wichtiger Gebäude liegen Sandsäcke, an großen Straßen sieht man Kontrollpunkte und Sperren. Dennoch: Die Menschen bleiben stark, helfen zusammen und behalten ihre Hoffnung. Die Hoffnung auf den Tag, an dem in der Ukraine wieder Frieden herrscht. B Von Vengolino Fremden – die zu App Freunden des Speisenzustellers Speisen, Kinder und Getränke, Jugendliche Haushaltsartikel der Ukraine und sind Medizinprodukte jetzt schnell und einfach bestellen. Mitglieder der Jugendgruppe Breitenfurt. schnell Deutsch zu lernen. Dies geschah im Umgang mit den Jugendgruppenmitgliedern sozusagen spielerisch. Drei sprachig – auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch – gehaltene Jugendgruppenstunden vermittelten auch Inhalte und Angebote des Österreichischen Roten Kreuzes und so konnten die geflüchteten Kinder und Jugendlichen Möglichkeiten des sozialen Engagements in ihrer neuen In wenigen Sekunden bestellt – Vengolino Heimat kennenlernen. macht’s möglich. Die Jugendgruppenstunden bieten durch eine Kombination Suchfilter die aus Auswahl Spiel, anpassen. Ernährungspläne Charakter- können damit und Sport, Erste-Hilfe-Training, Teambuilding. problemlos berücksichtigt Durch den werden. spielerischen Die Lieferung Ansatz konnten erfolgt durch die Kinder Rotkreuz-Mitarbeiter Sprachbarrieren zuverlässig von Anfang und an trotz direkt problemlos nach an Hause. allen „Für Aktivitäten unsere Zielgruppenehmen. wollen Sechs der wir eine ukrainischen zeitgemäße, teil- Ju- ÖRK/LV Wien/Markus Hechenberger niederschwellige und effiziente Form der Bestellung anbieten. Eine eigene App schafft die Möglichkeit zur komfortablen Bestellung für einen selbst und auch für Angehörige“, sagt Nikolaus Herzog, zuständiger Bereichsleiter des Wiener Roten Kreuzes. Neben Speisen können auch Medizin produkte die für gut eine Englisch professionelle spregendlichenchen Pflege und zu Hause, bereits wie alt zum genug Beispiel sind, Pflegebetten, engagieren sich Rollmobile, mittlerweile Alltagshilfegendgruppenbetreuer. und vieles mehr, direkt bestellt als Ju- werden. Gemeinsame UnternehmungenB Tolle Aktivitäten haben die Kinder MEIN KONTAKT und Jugendlichen zusammengeschweißt: Mo bis Do Ausflüge von 7 bis in 16 das und Papageienschutzzentrum 7 bis 14 Uhr und die Zotter Erleb- Fr von niswelt, (01) Besuche 79 5 79 bei der Flugpolizei, dem info@speisenzusteller.at ÖAMTC und der Wasserrettung. Diese Bestell-App Ausflüge Vengolino: wurden durch Unterstützung unserer Spender ermöglicht. wrk-handel-gmbh.at/vengolino/ B ÖRK/LN NÖ Francesco Pistilli_British Red Cross

INTERVIEW 9 ÖRK/Markus Hechenberger Frauenleiden und Männerschnupfen Wie weit hat unser Geschlecht Einfluss auf unsere Gesundheit? Ein Gespräch mit Rotkreuz-Chefärztin Primaria Dr. Katharina Pils. Langversion des Interviews: www.roteskreuz.at/magazin Warum hat das Geschlecht Einfluss darauf, welche Erkrankungen im Lauf des Lebens möglicherweise auftreten, aber auch, ob sie erkannt und wie sie behandelt werden? Männer und Frauen sind unterschiedlich – auch in Bezug auf das Auftreten von Erkrankungen, deren Symptome und Verlauf. Hier spielen zwei grundsätzliche Faktoren eine Rolle: „Sex“ – das körperliche Geschlecht – und „Gender“ – das soziale Geschlecht. Unterschiede aufgrund des körperlichen Geschlechts gibt es vor allem bei den Hormonen und den von ihnen gesteuerten Abläufen im Körper. Die bekanntesten sind Östrogene, Progesteron und Testosteron. Sie beeinflussen viele Organsysteme und führen zu offensichtlichen Unterschieden, zum Beispiel in Körpergröße, Muskelmasse und Kraft sowie in der Fett- und Wasserverteilung oder der Behaarung. Hormone beeinflussen aber auch die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems oder der Nieren. Das Geschlecht, der Hormonstatus, die Konstitution und die Lebensstilfaktoren beeinflussen also das Risiko für Erkrankungen wie etwa Tumorerkrankungen, Gefäßerkrankungen oder Osteoporose. Was versteht man unter dem sozialen Geschlecht? Das soziale Geschlecht wird von sozialen und kulturellen Einflüssen geprägt. Viele von ihnen wirken schon in der Kindheit, und Vorbilder spielen eine große Rolle. Die Körperwahrnehmung, das Erkennen von Veränderungen, aber auch die Kommunikation über diese Veränderungen werden davon beeinflusst. Was bedeutet das in der Praxis? Frauen reagieren anders als Männer auf Schmerz und Atemnot. Sie holen später Hilfe. Außerdem hat ein Forscherteam aus Yale (USA) herausgefunden, dass die Reaktion des medizinischen Personals auf Schmerzen bei Männern und Frauen unterschiedlich ist. Gibt es einen männlichen oder einen weiblichen Lebensstil? Das soziale Geschlecht beeinflusst auch Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Essen, Genuss von Alkohol oder Drogen. Das erhöht das Risiko für Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich in Zentraleuropa die sozialen Rollen von Männern und Frauen einander zwar angenähert, es gibt aber nach wie vor geschlechtsbedingte Unterschiede. Was kann jede oder jeder Einzelne tun? Für alle gilt: Ein gesunder Lebensstil und eine gestärkte Persönlichkeit sowie frühes Erkennen von individuellen Risikofaktoren und gezielte Prävention führen zum Erfolg. Machen Sie regelmäßig Bewegung, ernähren Sie sich ausgewogen, gehen Sie zu Vorsorgeuntersuchungen und konsultieren Sie einen Arzt, wenn Probleme auftreten. B ZUR PERSON Dr. Katharina Pils ist Chefärztin des Österreichischen Roten Kreuzes und Institutsvorstand für Physikalische Medizin und Rehabilitation an der Klinik Landstraße, Wien. Die Gerontologin engagiert sich dafür, dass gesundheitliche und soziale Betreuung eng ineinandergreifen. mein Rotes Kreuz | März 2023

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