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Mein Rotes Kreuz, das Magazin für Hilfe und Menschlichkeit, erzählt, wo und wie wir da sind, um zu helfen. Es erscheint vier Mal im Jahr mit einer Gesamtauflage von 620.000 bis 710.000 Stück und wird per Post an Mitglieder, Spender_innen und Mitarbeiter_innen versandt.
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Mein Rotes Kreuz 04/2024- Ausgabe Vorarlberg

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12 THEMA KOMMENTAR Mit

12 THEMA KOMMENTAR Mit Herz und Verstand Es braucht in einer funktionierenden Gesellschaft engagierte, couragierte und selbstlose Menschen, die Verantwortung füreinander übernehmen. Beispiele dafür gibt es überall. Jedes Jahr holen wir einige davon vor den Vorhang: Im Rahmen unserer DECUS-Veranstaltung dürfen wir Ersthelfern, stellvertretend für alle Unerwähnten, eine Bühne geben und ihnen unser herzlichstes Vergelt’s Gott für ihr beispielgebendes Handeln aussprechen. Ihr beherztes Eingreifen – wie etwa jenes, das unser Beitrag zum Thema „Internationaler Tag der Reanimation“ beschreibt – rettet Tag für Tag Leben und ist für unsere Arbeit von unschätzbarem Wert. Geschätzt sind auch unsere Bewegungseinheiten, die wir im Rahmen unseres Gesundheitsdienstes landesweit anbieten können. Hier trainieren und stärken die Teilnehmer gemeinsam mit unseren Übungsleiterinnen Körper und Geist – und das in einer Runde Gleichgesinnter. Eben dieses wertvolle Gefühl des Miteinanders konnten zu Beginn der heurigen Sommerferien auch Kinder und Jugendliche mit ihrem Besuch unserer Summer Days Camps erleben. Aber nicht nur das: Sie erhielten Einblicke in unsere Organisation und hatten viel Spaß. Viel Vergnügen wünsche ich Ihnen nun beim Schmökern des Magazins – es erlaubt uns, Sie über Neuerungen zu informieren und Ihnen gleichzeitig für Ihre Unterstützung zu danken. Ihr Dr. Ludwig Summer Präsident des Roten Kreuzes Vorarlberg mein Rotes Kreuz | November 2024 Jäger Bau GmbH Wertvoller Reminder für das (Über-)Leben Der Internationale Tag der Reanimation macht jährlich auf die essenzielle Bedeutung der Wiederbelebung bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand aufmerksam. Der Welttag der Wiederbelebung am 16. Oktober erinnert daran, achtsam zu sein und im Ernstfall genau hinzuschauen. Vor allem aber daran, den Mut und das Vertrauen zu haben, dass Wiederbelebung jeder kann, und das Wissen zu haben, dass dann jede Sekunde zählt. Letztlich auch die Gewissheit zu haben, dass durch das beherzte Eingreifen Leben gerettet werden kann. Erkennen Diese Grundregeln einer erfolgreichen Wiederbelebung befolgten Martin Saler und sein Arbeitskollege Simon Salzgeber – sicherlich mehr instinktiv als theoretische Anweisungen befolgend. Denn nachdem an jenem Tag im März 2023 ihr Polier bei der Baustelle „Stadttunnel Feldkirch“ mit einem lauten Aufschrei zusammengebrochen war, war ihnen Martin Saler und Simon Salzgeber konnten mit ihrem beherzten Eingreifen ihrem Polier das Leben retten. sofort klar, dass Hilfe benötigt wird. Was war geschehen? Das Herz des damals 55-jährigen Baustellenleiters hatte bei der Arbeit tief im Tunnelgewölbe aufgehört zu schlagen. Er hatte einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten, was seine Ersthelfer – Martin Saler und Simon Salzgeber – durch das Kontrollieren der Vitalwerte schnell herausfanden. Umso schneller war ihre Reaktion. Handeln Mit vereinten Kräften machen sich die zwei Baufachleute an die Wiederbelebung – 30-mal Herzdruckmassage, zweimal beatmen. Zeitgleich bitten sie ihre Arbeitskollegen, einen Notruf abzusetzen und auch den Defibrillator zu holen, der im rund 300 Meter entfernten Baubüro hängt. Kein leichtes Unterfangen, geht es doch zum Objekt der Begierde steil bergauf.

SPAR Handels AG Doch die Maßnahmen führen zum Erfolg. Mithilfe des Defis und der konsequenten Reanimation gelingt es bis zum Eintreffen der Rettungskräfte den Baustellenleiter wiederzubeleben und ihm somit das Leben zu retten. Zusammenhalten Dass aus einer alltäglichen Arbeitssituation unvermittelt eine Notfallsituation werden kann, erfuhren auch Andrea Staudach und Nicole Baumann ein knappes halbes Jahr danach. Sie arbeiten in einem Lebensmittelmarkt – Seite an Seite mit ihrem Arbeitskollegen, dem Metzger in der Feinkostabteilung. Er bricht ohne vorhergegangene Anzeichen zusammen. Auch Andrea Staudach reagiert sofort, kontrolliert die Atmung und muss feststellen, dass keine vorhanden ist. Umgehend beginnt sie mit der Reanimation, ruft um Hilfe. Ihre Vorgesetzte, Nicole Baumann, eilt sofort zur Stelle. Umstehende setzen den Notruf ab. Andrea Staudach (l.) und Nicole Baumann wurden zu Lebensrette - r innen ihres Arbeitskollegen. Gut zu wissen Der Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses stellt die dritthäufigste Todesursache in Österreich dar. Doch was passiert im Konkreten? Bei einem Herzstillstand wird die kardiale mechanische Aktivität gestoppt, was zum Anhalten des Blutflusses führt. Der Herzstillstand hindert somit das Blut daran, zu lebenswichtigen Organen zu fließen und sie mit Sauerstoff zu versorgen. Daher ist es von essenzieller Bedeutung, dass sofort reagiert wird. So steigt die Überlebenschance des Betroffenen um ein Vielfaches. Mit vereinten Kräften bringen die Ersthelferinnen das Herz des Betroffenen wieder zum Schlagen. Vorerst. Immer wieder setzt es aus, immer wieder setzen die beiden Frauen die Reanimation fort. Bis alarmierte First Responder diese übernehmen und ihr Arbeitskollege schließlich – nach sechsmaligem Defibrillieren – von den eingetroffenen Rettungskräften erfolgreich stabilisiert ins Krankenhaus geflogen werden kann. Dank für ihr Engagement In wenigen Tagen, am 18. November, erfahren Martin Saler und Simon Salzgeber wie auch Andrea Staudach und Nicole Baumann den ihnen gebührenden Dank für ihr Engagement, ihre Courage und Selbstlosigkeit im Rahmen der jährlich stattfindenden DECUS-Veranstaltung (in Kooperation von ORF, Raiffeisen Landesbank und Rotem Kreuz). Dann werden sie gemeinsam mit weiteren Ersthelfern im ORF-Funkhaus vor den Vorhang geholt – gerade auch, um ihr vorbildhaftes Handeln aufzuzeigen und deutlich zu machen, dass Erste Hilfe jeder kann. B TÖL-App Du bist über 18 Jahre alt, hast einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert und bist im Besitz eines Smartphones? Dann registriere dich in der Team-Österreich- Lebensretter-App. So wirst du bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand in deiner Nähe alarmiert und kannst sofort helfen. DEFIBRILLATOR Vorarlbergweit hängen geschätzte 1.000 Defibrillatoren an vielen öffentlichen Orten, in Unternehmen, Einkaufszentren u. v. m. Wo, das verrät das digitale Defi-Netzwerk unter www.definetzwerk.at. Reanimation bei einem Herz-Kreislauf- Stillstand Keine Angst vor der Wiederbelebung – Sie können dabei nicht viel falsch machen. Und: Alles ist besser, als nichts zu tun! Das sollten Sie tun: 1 Bewusstsein und Atmung prüfen: Schauen, ob der Patient ansprechbar ist und noch atmet (bei leicht überstrecktem Kopf prüfen; ggf. Fremdkörper aus Mund und Rachen entfernen). 2 Notruf über 144 absetzen 3 30 x Herzdruckmassage: Betroffenen flach auf einen harten Untergrund legen, sich über ihn beugen und mit übereinander gelegten Handflächen 30-mal rhythmisch und kräftig auf die Mitte des Brustbeins drücken. 4 2 x Atemspende: Nach 30 Kompressionen beatmen Sie den Patienten zweimal (entweder Mundzu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung). 5 30:2-Zyklus: Setzen Sie den 30:2-Zyklus (30 x Herzdruckmassage und 2 x Atemspende im Wechsel) so lange fort, bis der Notarzt eintrifft oder der Patient wieder allein atmet. 6 Ggf. Defibrillation: Falls es einen Defibrillator (AED) in der Nähe gibt, können Sie diesen zusätzlich zur Wiederbelebung verwenden (den Sprachanweisungen bzw. schriftlichen Anweisungen des Geräts folgen) – sein Einsatz darf aber niemals die Herzdruckmassage verzögern oder ersetzen! 13 mein Rotes Kreuz | November 2024

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